Etappe 6: Karl Ludwig Haus – Schneealpenhaus
Vom Winde angeweht…
Nach meiner ersten Nacht im Lager, das zum Glück nicht voll war, war ich sehr fit und genoss mein Frühstück. Da es in der Nacht schon geregnet hatte, sollte das Wetter heute beständig bleiben. Ich brach also um 8:30 auf, warf mich aber trotzdem in die Regenmontur und ließ den Hut im Rucksack. Beim Hinausgehen fragte mich die Hüttenwirtin noch, ob ich keine Handschuhe habe, was ich mit einem lässigen „Ha, brauch ich doch nicht!“ überspielte. Da der Weg hinter dem Haus weiterging und schon wieder viele Wolken da waren, blieb ich nach etwa 50 m stehen und zog mir Haube, Handschuhe und Multifunktionsschlauch an.
Der steile Anstieg zur Heukuppe war durch schlechte Sicht und starken Wind noch schwieriger. Am Gipfel des höchsten Berges der Rax angekommen, war außer Wolken nix gewesen und so ließ ich mich nur ein bisschen vom Wind anblasen und machte mich dann auf in Richtung Gamsecksteig, auf den ich mich schon seit gestern freute. Als ich ein Wandererpärchen beim Abstieg an einer Weggabelung traf und diese fast zu Tode erschreckt hätte, riet ich ihnen noch, sich auf starken Wind gefasst zu machen und ging dann weiter. Prinzipiell merkte ich, dass heute Samstag war, denn das erste Mal seit Start sah ich mehrere Wanderer die meinen Weg kreuzten.
Am Gamsecksteig angekommen, war der Wind verschwunden und ich zog die Regenhose und die Handschuhe aus, um bessere Bewegungsfreiheit und Grip zu haben. Der Gamsecksteig oder „Zahmes Gamseck“ ist ein leichter Klettersteig, an dem es teils seilgesicherte Passagen gibt. Voll in meinem Element, merkte ich, dass Hinunterklettern viel anstrengender als das Hinaufklettern ist. Weiter ging es durch ein Waldstück, in dem es teils sehr rutschig war und dann gegen 12 Uhr machte ich eine kurze Pause bei einer entlegenen Hütte. Nachdem der Himmel aufzureißen begann, musste ich natürlich nachlegen und gönnte mir eine Packung Mannerschnitten.
Gestärkt ging es dann in den abschließenden Anstieg zum Nasskamm und weiter zur Lurgbauerhütte. Der Aufstieg erfolgte über einen schmalen und steilen Steg, der sich in kleinen Serpentinen bis nach oben wand, zuerst durch einen Wald und dann mit freier Sicht auf das Umland. Bei jedem Durchschnaufen fehlte mir nicht nur der Atem, sondern auch die Worte. Einfach nur eine herrliche Aussicht. Und das Allerschönste an meiner Wanderung ist, dass man sieht, wo man heute schon war und sich dann anschauen kann, wie man an den Punkt gekommen ist.
Weiter ging es noch den Berg hinauf an ein paar Kühen, die mitten im Weg standen, vorbei zur Lurgbauerhütte. Von dort folgte man dann immer einem Weg zur heutigen Übernachtungsmöglichkeit, dem Schneealpenhaus, in dem ich gestern gerade noch einen Platz bekommen habe.
Ein richtig schöner Tag heute, perfektes Wanderwetter, bisschen anstrengend, bisschen Klettern, wunderbare Aussicht und eine herrliche Hütte zum Einkehren. Einziger Wermutstropfen war, dass es zu windig für den Hut war.
Hard Facts:
- Strecke: 12,1 km
- Aufstieg: 824 m
- Abstieg: 857 m
- Niedrigster Punkt: 1209 m
- Höchster Punkt: 1998 m
Griaß eich!